Clankriminalität in Hessen

Weil die CDU außer antisemitischen Ausfällen und sonstigem MAGA-Larping gerade nicht viel zu bieten hat, geht es wieder mal um die ominöse Clankriminalität. Ihr wisst schon, mafiöse Familien, die Deutschland auf der Nase herumtanzen.
Kenner wissen: Die CDU spricht da aus direkter, eigener Erfahrung, wenn sie sagt, dass man damit viel zu leicht davonkommt. Und es wird auch nicht viele überraschen, wenn ich sage, dass das Kompetenzzentrum Clankriminalität der CDU lange Zeit in Hessen lag:

Frankfurter Rundschau (2011-03-28) | Matthias Thieme: Bouffier-Clan hält zusammen.

Ein paar Auszüge:

Das Amtsgericht Gießen hat am Montag seine Entscheidung verteidigt, eine Verhandlung wegen schwerer Körperverletzung gegen drei Neffen des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) ohne Beweisaufnahme und Strafen zu beenden. Und dies, obwohl ein Neffe als Haupttäter angesehen wurde und schon vorbestraft war.

Bouffiers Neffen sorgten öfter schon mal für Probleme: Im 2009 drohte einem von ihnen an der Ricarda-Huch-Schule in Gießen Ungemach, weil er trotz aller Förderung und Bemühungen der Lehrer null Punkte in Geschichte bekommen hatte und nicht zum Abitur zugelassen werden sollte. Doch er wurde wie durch ein Wunder von höherer Stelle vor dem Durchfallen gerettet: Das Staatliche Schulamt schaltete sich ein und verfügte gegen das Votum der Lehrer, dass der Junge zugelassen werden müsse. „Das wäre bei keinem anderen Schüler passiert“, heißt es bis heute in Gießen. Der Familienclan rund um Ministerpräsident Volker Bouffier stehe offenbar unter einem besonderen Schutz.

Bouffiers Schwester findet diese Gießener CDU-„Sippe“ ganz wunderbar. Ihre Söhne seien „alle vier im vergangenen Jahr in die Partei eingetreten, als Geschenk für meinen Bruder zum Amtsantritt als Ministerpräsident“, so Bouffier-Pfeffer.

Und weil der Name Bouffier ja anscheinend ein Erfolgsmagnet ist, hier eine Liste der Beteiligten, welche allesamt politische Ämter angestrebt haben. Für SEO-Zwecke, natürlich:

Ursula Bouffier
Volker Bouffier
Volker Bouffier Junior
Karin Bouffier-Pfeffer
Maximilian Pfeffer

Wenn es nicht so deprimierend wäre, würde ich sagen: Aber nun mal Spaß beiseite.
Kommunal- und auch Landespolitik sind leider besonders empfänglich für konzertierte Einflussnahme durch Familienbanden, wenn diese sich entsprechend zu organisieren vermögen. Dafür braucht es auch nicht erst einen bundesweit bekannten Namen wie den der Bouffiers. In der CDU, die ich auf kommunaler Ebene kennengelernt habe, existiert für solche Methoden keinerlei Problembewusstsein. Korrupt, das sind immer nur die Anderen. Man will ja nur das Beste (den eigenen Willen) für den Ort. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Familie in meinem Heimatort, in der der Vater alle in irgendwelchen Ämtern unterzubringen suchte. Und wie in jedem gut organisierten Familienclan ist das im Zweifel nichtmal freiwillig, sondern wird vom Patriarchen notfalls erzwungen; Wer nicht in die Partei eintreten wollte, der riskierte die Teilnahme am nächsten Familienurlaub, oder die Finanzierung des Führerscheins, mindestens aber den Hausfrieden. Wie liebevoll das Familienleben in so einem konservativen Familienclan aussieht, kann man sich davon ausgehend dann wohl auch recht genau ausmalen.

Frankfurter Rundschau (2011-03-28) | Matthias Thieme: Bouffier-Clan hält zusammen.